UNDERWATER COMMUNITY GARDENING: Ein Kurs zur Wiederherstellung von Seegras für Citizen Scientists

Die Ausbreitung von Seegras ist entscheidend, um die vielfältigen ökologischen Funktionen von Seegraswiesen zu fördern, wie etwa die Steigerung der Biodiversität im Meer, die Verbesserung der Wasserqualität und die Bindung von CO₂-Emissionen. Leider geht die natürliche Verbreitung von Seegras durch Samen und die Ansiedlung von Setzlingen nur langsam vonstatten. Um diesen Prozess zu beschleunigen ist der Mensch unerlässlich.
Gerade in Gebieten in denen eine natürliche Wiederansiedlung nicht mehr möglich ist, beispielsweise wenn Seegras vollständig verschwunden ist und keine Samenquellen in der Nähe vorhanden sind, ist diese Hilfe besonders wichtig.
Die Methode der „Einzelverpflanzung“ hat sich als die effektivste Methode zur Wiederherstellung von Seegraswiesen erwiesen. Hierbei werden Seegrastriebe von Tauchern einzeln verpflanzt. Das ist, wie man sich vorstellen kann, sehr kostspielig. Zum Einsatz kommen professionelle Taucher oder Personen mit einer wissenschaftlichen Tauchausbildung. Diese Fachkräfte sind Mangelware und verhindern eine effiziente Wiederbegrünung der Ostsee.
Und genau hier ist der Einsatz von Citizen Scientists mit Tauchschein genau richtig. Um diese Engpässe zu beheben, hat das GEOMAR - Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und SEA Sheperd einen Kurs zur Wiederherstellung der Seegraswiesen entlang der deutschen Ostseeküste ins Leben gerufen. Dadurch kann Potenzial dieser Ökosysteme zur Bindung von CO₂ und zur Erfüllung ihrer vielen anderen ökologischen Funktionen gesteigert werden.
Zwei unserer Taucher, aus dem TSG Sumbarin, durften zu einer der ersten Seminar zum Erlernen des "Seegraswiesengärtnerns" teilnehmen. Innerhalb des Kurses wird detailliert gelehrt, eigenständig wissenschaftlich fundierte „Underwater Community Gardening“-Projekte starten zu können. Das bedeutet, dass wir im TSG Submarin nun eigenständig eigene Wiederherstellungsmaßnahmen durchführen dürfen. Unsere beiden Supervisoren werden nicht ausgebildete Teilnehmer anleiten. Pro Maßnahme können pro ausgebildeter Person maximal vier nicht ausgebildete Personen angeleitet werden.
Was haben wir im Kurs gelernt?
Der Kurs bestand aus Unterrichtseinheiten, die sowohl theoretische als auch praktische Inhalte umfassten. Neben Übungen an Land gehörten auch Taucheinheiten im Freiwasser zum Programm.
Ein zentraler Bestandteil des Kurses war das Erlernen der Grundkenntnisse über Seegräser und deren immense Bedeutung für Umwelt und Gesellschaft. Wir erfuhren, wie wichtig diese Pflanzen für die Erhöhung der Biodiversität, die Verbesserung der Wasserqualität und die Bindung von CO₂-Emissionen sind. Darüber hinaus lernten wir, wie wir eine geeignete Spenderwiese auswählen konnten, von der die Seegraspflanzen in Zukunft entnommen werden. Dieser Schritt erforderte sorgfältige Überlegungen, um sicherzustellen, dass die Entnahme die Spenderwiese nicht schädigt.
Der wohl wichtigste Aspekt des Kurses war die Auswahl eines geeigneten Standortes, an dem keine Seegräser wachsen und der für die Wiederherstellung in Frage kommt. Bei der Auswahl müssen verschiedene Kriterien berücksichtigt werden, die wir gemeinsam durchgegangen sind. Einfach drauflos Gärtnern ist natürlich nicht möglich. Es müssen im Vorfeld viele Genehmigungen für die Entnahme und Pflanzung von Seegras an den ausgewählten Standorten eingeholt werden, da rechtliche Vorgaben und Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden müssen.
Und los geht es - die Praxis!
Im praktischen Teil des Kurses lernten wir, wie sie Seegras so schonend wie möglich entnehmen können, um die Pflanzen nicht unnötig zu belasten. Gleich darauf haben wir damit begonnen, das Seegras nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu pflanzen, um den Erfolg der Wiederherstellung zu maximieren. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der richtigen Technik, um das Anwachsen der Pflanzen sicherzustellen!
Später wird die Pflanzung einer ersten Kontrolle unterzogen, um festzustellen, ob die Pflanzen nach der kritischen Zeit von zwei Wochen erfolgreich angewachsen sind. Diese Prüfung wurde selbstverständlich nur theoretisch durchgeführt und auf die wichtigen Punkte bei der Kontrolle hingewiesen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich eine systematische Dokumentation, die wir auch gleich erlernten. Diese Daten sind für die Bewertung in Zukunft von entscheidender Bedeutung. Denn nur so kann der Erfolg der Wiederherstellungsmaßnahmen langfristig bewertet werden, um wissenschaftlich fundierte Entscheidungen für zukünftige Projekte treffen zu können.
Insgesamt bot der Kurs eine umfassende Ausbildung, uns in die Lage versetzt, nachhaltig und erfolgreich zur Wiederherstellung von Seegraswiesen beizutragen.
© Quelle Bilder: Janina Meesenburg
Wir freuen uns auf unsere ersten Aktionen!